2023-09-17 - Belfast -> Stadtrundgang und Crumlin Jail

Mit leichtem Regen begann für uns der Tag. Das war eigentlich nicht das richtige Wetter für einen geführten Stadtrundgang. Aber der Regen ließ nach und ging in ein stärkeres Nieseln über. In eine Regenjacke gepackt und mit einem Knirps ausgerüstet, gingen wir nahen City Hall, dem Treffpunkt für den Stadtrundgang.

Vor der City Hall herrschte reges Treiben. Heute fand der "Belfast Half Marathon" statt, der auf einem innerstädtischen Rundkurs stattfand und auch die City Hall passierte. Da wir ein wenig zu früh bei unserem Treffpunkt ankamen, konnten wir noch die Läufer ein wenig anfeuern.



Punkt 10:30 ging jedoch unser Rundgang los, der hauptsächlich den "Nordirlandkonflikt" und seine Auswirkungen auf Belfast befassen sollte. Zuerst erklärte uns unser Guide Mark die geschichtlichen Aspekte des Konfliktes. Danach gingen wir ein Stück durch die Stadt und stoppten an einigen Stellen. Diese waren Schauplätze von Bombenanschlägen, die uns Mark sehr detailliert schilderte. Er nannte Opfer und Täter und die Schicksale dahinter. Ein Beispiel ist jene Stelle, wo sich heute der Fanshop des "FC Liverpool" befindet. Dort deponierten zwei 17-jährige Mädchen Streubomben in ihren Einkaufstaschen und verursachten dadurch ein blutiges Gemetzel. Der Konflikt, bzw. "The Troubles", wie die Angelegenheit hier genannt wird, forderte bisher ca. 3.500 Tote und entsprechend mehr Verletzte.




Unser Guide zeigt uns auch jene Gummi- bzw. Plastikgeschosse, welche die britische Armee anstelle von scharfer Munition verwendete. Bei diesen Geschossen hatte man wenigsten eine gewisse Chance zu überleben, wenn man getroffen wurde.


Auf unserem Weg konnten wir auch einige "Murals", also Wandzeichnungen, die sich auf den Konflikt beziehen, sehen.





Insgesamt machte Belfast den Eindruck auf uns, dass es seine Glanzzeit schon lange hinter sich hat und dabei ist, die höllischen Zeiten zu überwinden.



Einzig einige kleine Gassen und coole Lokale zeigen etwas von modernerem Lifestyle in einer sonst farblosen und öden Stadt.




Nach zweieinhalb Stunden voll mit grausamen und blutigen Geschichten war die Führung zu Ende. Der Regen hatten kurz nach dem Beginn der Tour aufgehört und so kamen wir fast trocken über die Zeit.

Nun wollten wir etwas anderes sehen und fuhren deshalb in das "Crumlin Road Gaol", einem ehemaligen Gefängnis. Aber da kamen wir vom Regen in die Traufe. Auch dort ging es natürlich um Verbrechen, Tot und Grausamkeiten. Als Besucher befanden wir uns in guter Gesellschaft, denn auch Queen Elizabeth II hatte schon dieses Gefängnismuseum besucht. Einige Insassen fanden allerdings den Aufenthalt nicht so toll und beschlossen, sich vorzeitig selbst zu entlassen.




Wir wurden von einem Richter, dem Kerkermeister und einer Wache empfangen, die uns sofort in einen unterirdischen Gang schickten.






Dann konnten wir wieder hinauf gehen und den Zellentrakt besichtigen. Das Gefängnis wurde 1845 eröffnet und blieb bis 1996 in Betrieb. Schon bei der Inbetriebnahme galt die Anlage als sehr fortschrittlich. Es gab nur Einzelzellen mit genügend Platz, sowie Wasser, Heizung und Sanitäreinrichtungen.




Weniger komfortabel waren dagegen jene Zellen, in denen Insassen eine Strafe während ihrer Haftzeit absitzen mussten.


Aber auch die erforderliche Infrastruktur war in Zellen untergebracht. Es gab hier Büros, eine Poststelle und ärztliche Betreuung.




Manchen Häftlinge nahmen die Ausgestaltung der Zellen in die eigene Hand und bewiesen damit oft künstlerisches Talent.


Während des "Nordirlandkonfliktes" wurden viele Verurteilte hier stationiert. Dies hatte eine permanente Überbelegung zur Folge. Oft mussten sich sogar drei Insassen eine Zelle teilen.

Ein Raum war um einiges größer als die anderen. Das Exekutionszimmer. Hier wurden die Delinquenten so lange am Genick aufgehängt bis der Tod eintrat. Zeitweise werden die Namen der 17 hier exekutierten Häftlinge eingeblendet. Eine Animation lässt die Besucher an diesem grausamen Akt teilhaben.






Im Außenbereich gab es einige Transportmittel zu sehen. Diesen wurden in der Zeit des  "Nordirlandkonfliktes" benutzt um das Gefängnis zu schützen und die Häftlinge sicher zu transportieren. Hier waren viele prominente Akteure des Konflikts inhaftiert. Unter ihnen z.B. "Ian Paisley", (Pfarrer und "Erster Minister" von Nordirland, EU-Parlamentarier), "Gerry Adams", (irisch-republikanischer Politiker, ehemaliger Präsident der "Sinn Fein"-Partei, ev. auch Führungsmitglied der "IRA" und einer der Architekten des friedensbringenden "Karfreitagsabkommens"), "Bobby Sands", (IRA-Führer, Bombenleger, der nach 66 Tagen Hungerstreik verstarb) und "Martin McGuinness" ("Sinn Fein-Mitglied, IRA-Anführer und nordirischer Minister).




Nach so vielen Geschichten über Gewalttaten ging es wieder zurück in die Innenstadt. Dort ließen wir den Tag in einem Kaffeehaus mit Torte, Tiramisu und Cappuccini ausklingen.

Unsere heutige komplette Tagestour: